Toxische Bodypositivity

"Love yourself!" 

Es ist die Zeit des Sich-bedingungslos-Liebens, alle Formen, Größen und Farben der Menschen zu akzeptieren. Bodyshaming wird immer weniger geduldet. Und das ist gut so. 

Wieso jetzt also "toxische" Bodypositivity? 

Trotz all der Vorteile dieser Bewegung und der Einstellung, Menschen aufgrund ihres Charakters zu beurteilen, bereitet mir ein Punkt Kopfschmerzen: die Beschönigung von Fettleibigkeit, die dadurch entsteht. 

Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich betonen, dass es mir nicht um die Schönheit oder den Wert des Menschen geht. Es geht mir um die Gesundheit. Fettleibigkeit ist nicht gesund. Punkt.

Es gibt inzwischen in den sozialen Medien viele Menschen, die ihre sehr übergewichtigen Körper selbstbewusst demonstrieren und andere ermutigen, sich ebenfalls zu lieben, wie sie sind. An sich ist das eine tolle Message und es ist wichtig, dass man Selbstliebe praktiziert. Das Problem dabei ist, dass Man mit einer gewissen Anzahl an Followern eine gewisse Verantwortung hat, denn einige dieser Follower werden sich diese Menschen mit Sicherheit zum Vorbild nehmen. Dabei wir etwas Essentielles gern vergessen: 

Social Media ist eine künstliche Welt. Das bedeutet, es kann sein, dass diese Person sich nur nach außen so selbstbewusst gibt, es aber in Wirklichkeit nicht ist und sich deshalb die Bestätigung ihrer Communitiy holt. Man hat es also tatsächlich mit einem sehr unsicheren Menschen zu tun. Schlimmer noch: Es kommt nicht selten vor, dass hinter dem Bild eines glücklichen und zufriedenen Menschen eigentlich jemand mit einer schweren Depression sitzt. 

Selbst wenn jemand ein aufrichtiges, positives Selbstbild hat, ist es meiner Meinung nach trotzdem nicht richtig, sein Übergewicht als normal zu deklarieren. Denn das ist es nicht. Jemand, der 170 cm groß ist und 150 kg wiegt, hat mit sehr vielen Einschränkungen zu tun. Einschränkungen in der Bewegung, in der Auswahl an Freizeitaktivitäten, in der Wahl der Kleidung und vor allem hat man mit gesundheitlichen Einschränkungen zu tun. 

Was passiert im Körper bei Fettleibigkeit? Hier sind ein paar Beispiele:

- Der Blutdruck steigt : Gefäße im Körper sind verengt durch ungesunde Fette, durch Rauchen. Auch ihre Elastizität ist nicht gut, durch zu viel Zucker beispielsweise können Verkalkungen der Gefäße entstehen. Das Herz muss dann mit mehr Druck arbeiten, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Von den Gefäßablagerungen können sich Stücke lösen (man nennt so ein Stück "Thrombus") und schafft der Körper es nicht, diese Stücke aufzulösen, können sie unglücklich irgendwo landen und ein Gefäß komplett verschließen - so entsteht ein Infarkt. Entweder Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie, je nachdem, welches Gefäß betroffen ist. Ja, diese Dinge passieren auch normalgewichtigen Menschen, aber Menschen, die stark übergewichtig sind, sind diesem Risiko nun mal verstärkt ausgesetzt.

- Gelenkverschleiß: Die Gelenke müssen diese Last tragen. Und der Körper ist sehr anpassungsfähig, die Knochendichte verändert sich je nach Belastung auch. Aber eben nicht unendlich. Durch die ständige Belastung der Gelenke mit hohen Gewichten entstehen Entzündungen, geht die Gelenkflüssigkeit und der Knorpel nach und nach zurück bis Kopf und Pfanne unmittelbar aufeinander liegen. Dann werden die einfachsten Dinge zur Qual wie Zähneputzen, Haarekämmen etc. Jeder, der schonmal eine Reizung in einem Gelenk hatte, weiß, wie sich das anfühlt. Und ja, auch das kann normalgewichtigen Menschen passieren, wenn sie sich überlasten, einseitig bewegen oder Ähnliches. Der Unterschied ist, dass stark übergewichtige Menschen in dem Punkt keine Wahl haben. Sie müssen sich zwangsläufig fortbewegen und wenn sich das Gewicht nicht verändert, wird die Belastung immer bleiben. 

Die Gesundheit ist gefährdet, wenn man stark übergewichtig ist. Das ist alles, was ich damit sagen will. Dass Menschen sich trotz ihres Übergewichts schön und wohl fühlen, finde ich toll, es aber als normal unter dem Hashtag #bodypositivity zu verkaufen finde ich schwierig. Man sollte auf sich und seine Gesundheit aufpassen, das ist nicht die Aufgabe der Medizin, sondern an erster Stelle UNSERE eigene. Man kann offen mit starkem Übergewicht umgehen und kommunizieren, dass man sich selbst trotzdem liebt, aber sollte dabei auch deutlich machen, dass man sich der Gefahren des Übergewichts bewusst ist. Der Tatsache, dass dieses Gewicht nicht erstrebenswert ist, weil es einen krank macht. Denn tut man das nicht, ermutigt man Menschen dazu, nichts für ihren Körper zu tun und es mit Bodypositivity zu entschuldigen. 

Bleibt gesund!




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